Kraftwerk Buschhaus
Schon bald wurde uns Aktiven klar, wie umfangreich die Naturschutzarbeit werden würde. 1981 veröffentlichte der Offleber Pfarrer Dietrich Küssner in seinem Kirchenblatt, welche Mengen an Schwefel an die Umwelt gelangen würden, wenn das bereits im Bau befindliche Kraftwerk Buschhaus an das Netz ginge. Intensive Recherchen machten das katastrophale Ausmaß des bereits erfolgten und künftigen Schadstoffausstosses deutlich. Buschhaus wurde bundesweit zum Symbol für die Dreckschleudern der Nation und Eckpfeiler einer veralteten Industriepolitik. Buschhaus war aber auch eine Wende im allgemeinen Bewusstsein: So konnte es nicht weitergehen. Den Hauptdruck des Konflikts »Umweltschutz kontra Arbeitsplätze« mussten aber die Naturschützer vor Ort aushalten. Am 5. März 1982 fand eine denkwürdige Podiumsdiskussion mit Landes- und Kreispolitikern statt zum Thema: »Buschhaus und der Naturschutzhaushalt des Landkreises«.
Erstmals wurde vielen Menschen klar, wie schwer es sein würde, die notwendig erkannten Wege auch politisch umzusetzen. Frust, Zorn, aber auch Beharrlichkeit mussten in zielgerichtetes und kontinuierliches Handeln einmünden. Wir mussten das damals noch lernen. 1981 erschien unser erster „Umweltreport“ – ein Format, das wir über mehrere Jahre weiterführten und das große Beachtung bei Politik und Bevölkerung fand.
Viel Zeit und Aufwand wurde in die Erstellung dieser Hefte gesteckt. Unser Anliegen war es, auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse die Politik des Landkreises zu hinterfragen. Der erste „Umweltreport“ zeigte anhand des Umweltgutachtens des Deutschen Rates der Sachverständigen für Umweltfragen von 1978 die Umweltproblematik und Fragen im Landkreis Helmstedt auf. Die nächsten beiden folgenden „Umwelt-Reporte“ waren dann ganz der Thematik „Buschhaus“ gewidmet. Bei einem Referat im Helmstedter Bürgerhaus sagte Karl-Friedrich Weber damals: „Als wir uns vor Jahren noch ausschließlich um Alleebäumen, Schmetterlinge und Vögel und deren Schutz gekümmert haben, konnten wir nicht ahnen, wie schnell wir plötzlich im Widerstand gegen gefährliche Großtechnologie stehen würden.“ Das Interesse an dem, was wir an Fakten und Daten in Sachen Buschhaus herausfanden, war sehr groß.
Niemals kamen jedoch wieder so viele Menschen auf Veranstaltungen zusammen, wie 1988, als Pläne für den Bau eines Hochtemperaturreaktors in Helmstedt bekannt wurden. Eine ganze Region ging in den Widerstand – die Pläne wurden klammheimlich fallen gelassen.
Ebenfalls in den 80er Jahren begannen bei der BKB Überlegungen, bei Emmerstedt wieder einen Tagebau zu eröffnen. Diese Überlegungen wurden 1997, nach vielfältigen Protesten aus der Bevölkerung ebenso zu den Akten gelegt.